Die St.-Michael-Kirche in Remkersleben
Remkersleben hatte in früheren Jahren eine alte, baufällige Kirche, die auch zu klein geworden war, um die Einwohner alle aufzunehmen. Die alte Kirche, die ein Flachdach hatte, stammte wahrscheinlich aus der Zeit der Christianisierung durch Ludgerus. Es ist nicht zu beweisen, denn Aufzeichnungen gibt es nicht, alte Akten und Kirchenbücher sind beim Brand 1925 vernichtet worden. Die Kirche ist im 11./12.Jahrhundert erbaut worden. Der Turm bekam 1833 eine neue achtseitige Spitze, bisher hatte er ein zweiseitiges Satteldach mit Schiefer bedeckt. Die alte Kugel mit Wetterfahne wurde wieder aufgesetzt. An der Kirche wurden Reparaturarbeiten durchgeführt. 1853 wurde die Kirche wegen Einsturzgefahr vorn Bauamt gesperrt, 1853/54 abgerissen und 1855 wieder aufgebaut, wobei nur das Kirchenschiff erneuert wurde, während der Turm erhalten blieb. Im gleichen Jahr wurde in dem alten romanischen Turm ein gotisches Spitzbogenportal eingebrochen und eingebaut. Dadurch blieb es nicht mehr beim rein romanischen Baustil. Im Schalloch mauerte man den Teil eines Grabsteins mit Sühnekreuz über dein Portal ein, der aus dein 11./12.Jahrhundürt stammte. Der Altar der Kirche besteht aus zwei Teilen. Die vordere Seite ist neueren Datums (1856) und der hintere Teil ist der alte Altar mit der Jahreszahl 1601. Das Bildnis zeigt den Tag des Jüngsten Gerichts. Vorn ist in drei Bildern Ostern dargestellt. Mit dem Abendmahl, die Kreuzigung und die Auferstehung Jesus. Die reichlich verzierten Bleifenster im Altarbereich stammen von 1901 vorn Glasermeister Müller.
Die Orgel
Die erste Orgel erhielt die Kirche St. "Michael zu Remkersleben im Jahre 1696 vorn Orgelbauer Struning aus Quedlinburg. Ein letzter Gottesdienst fand am 13.2.1853 statt. Grundsteinlegung der neuen Kirche war am 31.05.1855. Durch Pfarrer H. Meier wurde die Kirche am 16.12.1855 eingeweiht. Im Jahr 1856 erhielt die Kirche eine neue Orgel, ein Instrument des Orgelbaumeisters Boden aus Halberstadt. Sie kostete 1198 Taler. Diese neue Orgel hatte 3 Windbälge, 4 Windladen, 2 Klaviere und 15 klingende Register.
1935 wurde die Schleifladenorgel umgebaut (Firma Furtwängler und Hammer ans Hannover), erhielt ein neues Register und einen elektrischen Balg. Kosten: 5740 Mark. Einweihung war am 1. Ostertag 1935 durch Pastor Stubbe. Langjähriger Organist (1924 bis 1937) war der HauptIehrer Max Jansen. Seit 1972 wurde die Orgel nicht mehr gespielt, da kein Organist vorhanden war.
Im November 1980 zerstörten Jugendliche alle Fenster der Kirche. Daraufhin sollte die Orgel verkauft werden. Der damalige Kirchenvorstand genehmigte den Verkauf an die Katholische Gemeinde Schönebeck. Von dem Erlös sollten die Fenster repariert werden. Otto Jacob (Ortschronist) verhinderte den Verkauf und zog die kursierenden Listen ein, in die Gemeindemitglieder eintragen sollten, ob der Verkauf stattfinden solle oder nicht.
Auf Vorschlag von Otto Jacob wurde die Kirche im Februar 1981 durch den Vorsitzenden des Kreis-Denkmalschutzes, Diplomethnograph und Leiter des Bördemuseums Ummendorf, Heinz Nowak, unter Denkmalschutz gestellt und somit ,jeglicher Verkauf unterbunden.
Von diesem Tage an wurde die Orgel nicht mehr gespielt. Durch die defekten Fenster drangen Vögel und Marder in die Kirche ein und sahen die Orgel als ihr Zuhause an. Pfeifen wurden zerbissen, verbogen und durch Vogelkot beschädigt.
Durch Einladung einer Remkerslebnerin wandten sich 1998 zwei Sängerinnen an mich mit der Bitte, sie bei einem Adventssingen zu begleiten. So führten wir gemeinsam mit dem Männerchor ein Konzert im Dezember 1998 auf. Mit meiner elektronischen Orgel begleitete ich die Sängerinnen und Sänger. Immer wieder blickte ich mit einem weinenden Auge auf unsere Orgel, die leider seit 30 Jahren schwieg. So setzte ich mich mit unserem Pfarrer Thomas Seiler in Verbindung, ob ich mir die Orgel mal ansehen dürfte. Dieses wurde mir erlaubt und die "Faszination einer Idee" war geboren. Mit meinen Küchenmonteuren Uwe Braunsdorf und Thomas Kresse machten wir uns an die Arbeit. Die Orgel wurde komplett auseinandergebaut und viele fleißige Frauenhände putzten wochenlang Orgelpfeifen. Der Orgelbaumeister Reinhard Hüllen reparierte die defekten Pfeifen und nahm die Intonation der gesamten Orgel vor. Mit einem Orgelkonzert zu Ostern 2000 konnte die Orgel nach 30 Jahren wieder eingeweiht werden. Weitere drei Jahre waren notwendig, um die Orgel wieder 100%ig bespielbar zu machen.
Im Oktober 2003 war es dann möglich, ein Konzert besonderer Art mit Alexander Fiseisky zu gestalten. Eine wahre Feuertaufe für unsere Orgel! Alexander Fiseisky war vom Klang der Orgel und der Geschichte dieser Restaurierung so angetan, dass er eine CD-Produktion vorschlug. Ein größeres Lob konnte er nicht aussprechen. Ein Termin war schnell ausgemacht, und somit ist diese CD ein Zeichen dafür, was Menschen gemeinsam erreichen können. (Christian Becker)
"Der Reichtum, den wir haben, sind die Menschen"
Pfarrer Themas Seiler in der Andacht zu Ostersonntag 2000
Die Werke
Fantasie G-Dur (Piéce d'Orgue) BWV 572
Die Fantasie G-Dur (BWV 572) weist drei teile auf: Très vitement, einstimmig figurierte Passagen, mit denen Echowirkungen erzielt werden können. Grave, hier handelt es sich um einen fünfstimmigen dichten Satz, wobei in der Mitte des Satzes im Pedal ein Kontra-H verlangt wird, was die Vermutung aufkommen lässt, die Fantasie sei vielleicht für eine französische Orgel mit Revalement-Pedal gedacht. Lentement, hier finden sich arpeggioartige Figuren über einen ostinat abwärts schreitenden Bass.
Fantasie und Fuge a-Moll BWV 561
Ob die Fantasie und Fuge a-Moll wirklich von J.S. Bach (BWV 561) stammt, ist nicht sicher. Die virtuosen Manualpassagen vermitteln den Eindruck, dass die Komposition eher für Cembalo geschrieben sein könnte und im Pedal gibt es nur Orgelpunkte, was den Hinweis darauf liefert, dass das Werk später so bearbeitet wurde, tun es nunmehr auch auf der Orgel oder einem aufführen zu können.
Choralbearbeitung »Wachet auf, ruft uns die Stimme« BWV 645
»Wachet auf, ruft uns die Stimme« von J.S. Bach (BWV 645) ist einer der Sechs Choräle von verschiedener Art (Schübler-Choräle), einem einheitlichen Zyklus von Choralbearbeitungen. Diese Stücke sind Bachs eigene Transkriptionen seiner Vokalmusik zu Orgel-Arien von Kantaten. Sie sind nach Anweisung des Komponisten 1748-1749 (?) veröffentlicht. Die Transkription hier bezieht sich auf die Kantate Nr. 140 Nr. 4 (Arie für Tenor).
Toccata und Fuge d-Moll BWV 565
In der Toccata und Fuge d-Moll (BWV 565), vermutlich schon vor 1708 entstanden, orientiert sich Bach zwar an norddeutschem OrgeIstil, versieht sie letztlich doch mit einer neuen, eigenen Prägung. So bildet die d-Moll-Fuge, die der berühmten, improvisiert wirkenden Toccata folgt, durch Themawiederkehr. Gleichmaß der rhythmischen Bewegung und großflächigen Modulationsgang einen überzeugenden Zusammenhang, obwohl quasisolistische Strecken mit durchsichtigem Figurenwerk das dichte Satzgefüge unterbrechen.
Choral und Variation »Herzlich tut mich verlangen«
Choral und Variation über »Herzlich tut mich verlangen« von F. MendeIssohn-Bartholdy sind fragmentarisch überliefert. Der Zeitpunkt der Entstehung ist unbekannt. In Takt 59 in der ersten Variation bricht das Werk ab, wobei nicht sicher ist, ob Mendelssohn eine ausgedehnte Choralpartita, vergleichbar mit der Sonate op. 65 Nr. 6 über »Vater unser im Himmelreich» vorsah.
»Elf Choralvorspiele« op. post. 122
Die Elf Choralvorspiele op. 122 waren Johannes Brahms' letzte Komposition. Sie wurden1896 aus einer Stimmung heraus geschrieben, in der der Komponist krank und verzweifelt über den Verlust einiger ihm nahe stehenden Freunde war, zu denen auch Clara Schumann gehörte.
Präludium G-Dur
Das Präludium G-Dur von Constantin Fjodorowitsch Homilius, der Organist in der Deutschen Reformierten Kirche in St. Petersburg war, ist ein brillantes Konzertstück für Orgel. Der Einfluss von Geigentechnik und Opernstil wird in diesem Stück deutlich und es solle nicht überraschen, dass der Komponist in erster Linie Geiger war und dieses Instrument in der Kaiserlichen Oper in St. Peterburg spielte.
»Gebet ohne Worte«
Die Dynamik und Registrierung von WIadimir Fjodorowitsch Odojewskijs »Gebet ohne Worte« stammt vom Komponisten, der das Stück wahrscheinlich für seine Orgel „Sebastianon“ vorgesehen hatte. Fürst W.F. Odojewskij, Spross eines alten Adelsgeschlechts, war eine interessante Persönlichkeit in der russischen Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts. Vielseitig begabt, wirkte er als Schriftsteller und Philosoph, Musikkritiker, Organist und Verfechter der Bachschen Musik.
Largo
Largo von Rudolf Tobias, einem estnischen Komponisten, ist eines seiner zahlreichen Werke für Orgel. Rudolf Tobias ist der Sohn einer Künstlerfamilie, studierte am Petersburger Konservatorium Orgel und bei Nikolai Rimskij-Korsakow Komposition. Er gilt als Begründer der klassischen estnischen Musik.
Introduktion und Passacaglia d-Moll
Der Passacaglia von Max reger ist eine prunkvolle, mächtig wirkende Einleitung vorangestellt. Die Passacaglia selbst enthält viel Schönes und Bewundernswertes, besonders in ihren Anfangsvariationen; doch kann man sich stellenweise des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich hier um eine Gelegenheitsarbeit handelt, deren immerhin ansehnliche Gestaltung vor allem Regers unerhörter technischer Begabung
zu danken ist. |